20.8.2008
Zu welcher Religion gehörst Du, Gott?
Mit der
Gottesfrage beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer des zweiten Wochenendes, das im Rahmen des
KSJ-Firmkurses im Jugendhaus Rascheid stattfand. Dieses
Thema war eigens gewünscht worden und das
Vorbereitungsteam
der
KSJ ging gern darauf ein. Eigene Gottesbilder einerseits
und offene Fragen andererseits rückten die zentrale
Gottesfrage in den Mittelpunkt, die in der Theologie die
„Theodizee-Frage“ genannt wird: „Wie kann man an Gott
glauben angesichts der Erfahrung von Unrecht und dem
Leiden Unschuldiger?“ An den Erschießungsorten des nahe
gelegenen ehemaligen KZ Hinzert verschärfte sich die
Frage noch: Dürfen um der menschlichen Freiheit der
Entscheidung willen Unschuldige sterben? Wie kann Gott
es zulassen, dass Gewalt und Menschenverachtung dermaßen
triumphieren dürfen? Nach intensiver Diskussion von
verschiedenen Vorschlägen namhafter Theologen und
Theologinnen zur Lösung dieser Frage wurde klar:
Theoretisch lässt
sich
diese Frage nicht zufrieden stellend lösen. Nur
praktisch kann man einer Lösung näher kommen: An Gott
festhalten bedeutet, die Hoffnung auf eine Rettung der
Opfer und auf Rettung des Menschlichen zu bewahren. Karl
Rahner´s Satz ist maßgebend, den er über das menschliche
Leiden und die Frage nach Gott gesprochen hat: „Warum es
das Leiden gibt, vermag ich nicht zu sagen. Eines aber
weiß ich: Wenn Sie aus Protest gegen das Böse Gott aus
Ihrem Leben streichen wollen, wird die Geschichte noch
viel schlimmer, denn dann haben Sie eine abtrünnig böse
und absurde Welt und sonst nichts. Wenn Sie das im Namen
der Liebe zu anderen wirklich verantworten können – gut,
aber ich glaube nicht, dass man das kann.“
Eine kreative
Bibelarbeit zum Buch Daniel vertiefte die Erkenntnis,
dass man zwar auf Gott vertrauen kann – Gott aber die
Freiheit hat, sich als hilfreich zu erweisen oder eben
auch nicht. Das ist eine schwer auszuhaltende Wahrheit,
aber es hilft nur, die Rede von und zu Gott als Schrei
nach Rettung des Anderen zu verstehen, als Hoffnung, die
vor Gleichgültigkeit und dem Vergessen des Unrechts
bewahrt. So von Gott zu reden verändert auch das eigene
Verhältnis zur Welt: Es wird Ansporn, die Welt im Geist
Gottes zu verändern. Eine weitere Gesprächsrunde, die
sich an den Video-Clip von „One of us“ anschloss,
besprach neue Fragen: Kann man Dich erfahren, Gott? Bist
Du noch stolz auf das, was Du erschaffen hast, so wie es
heute ist? Was erwartest Du von mir? Zu welcher Religion
gehörst Du? Im Gottesdienst, der wieder am Tisch
gefeiert wurde, stellte das
Gottesbild
Jesu in den Mittelpunkt, wie es in Mt 25 am deutlichsten
wird: „Was ihr dem Geringsten tut, das habt ihr mir
getan…“. Das Wochenende bot auch Zeit zum Entspannen,
Spielen, Filzen; die Mahlzeiten wurden jeweils mit einem
„Gottes-Satz“ eröffnet: „….dass Gott ein Tätigkeitswort
werde!“ oder „Bezeugt ihr mich nicht, dann bin ich
nicht.“ Die Abschlussrunde ergab die Themen für das
nächste Treffen, das auf der Neuerburg in der Eifel
stattfinden wird: Ökumene – Der eine Gott und die
Religionen – Bedeutung von Sakrament und Firmung – Gebet
und Gottesdienst. Genug Stoff, den das Team der KSJ
wieder interessant vorbereiten wird.
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