Zu Besuch beim Mediation Center, Northern Ireland, in
der University Road, Belfast
Womit wir als
erstes begrüßt werden, als wir das schöne Haus
betreten: Voll Stolz erzählt uns eine Mitarbeiterin,
dass der Dalai Lama das Haus vor rund einem Jahr
eingeweiht hat. Er wollte mit seiner Anwesenheit den
Friedensprozess in Nordirland und speziell die Arbeit
ihrer Organisation würdigen. Eine Spruchtafel, die immer
wieder die Worte „Durchhalten und Dranbleiben“
wiederholt, erinnert an seinen denkwürdigen Besuch. Die
Organisation, die 1987 gegründet wurde und seit 1991
auch die offizielle Unterstützung durch das
Europaparlament genießt, widmet sich der Begleitung und
Förderung des Friedensprozesses in Nordirland. Dabei
geht es vor allem darum, bei lokalen Konflikten
vorhandene Vorurteile ab- und Beziehungen aufzubauen.
Das ist auch notwendig: Noch 2002 wurde ein weiterer
Zaun zwischen einem protestantischen und einem
katholischen Wohngebiet hochgezogen. Fortschritte in
Richtung Versöhnung sind dennoch erkennbar: Es gibt
keine Wachtürme und Kontrollpunkte mehr, die Zäune
scheinen nur noch lokale Nachbarschaftskonflikte bannen
zu wollen – aber das ist auch schon traurig genug. Die
Mitarbeiter und Mitarbeiter des Mediation Center gehen
ganz praktisch vor: Gibt es in einer Kommune
friedensstörendes Verhalten (das können u.a.
Vandalismus, Trunkenheit, Vermüllung, Gewaltphänomene,
verbale oder körperliche Attacken sein), lassen sie sich
als Moderatoren des Konfliktes einladen. Sie
analysieren, wer die Schlüsselrollen in der Gemeinde
innehat und beteiligen alle in ihren sog. SPP – dem
Social Partnership Program. Dabei wird gemeinsam die
Problemlage bearbeitet mit der Methode des Gewaltfreien
Konfliktgesprächs, bei der die Mediation-Leute die
Rolle der unabhängigen Moderation einnehmen. Die
Organisation bildet sog. Mediatoren aus und stellt sie
für die Konfliktgespräche zu Verfügung; sie stellt zudem
die Technik und die Finanzen, die für die Treffen in
einem Dorf oder einem Stadtteil notwendig sind (hier
arbeitet auch der Freiwillige aus Deutschland mit, der
für ein Jahr von Eirene aus entsendet ist und den wir
bei diesem Besuch kennen lernten).
Ihre
Erfahrungen: Je mehr die Menschen sich öffnen, über ihre
Probleme und Konflikte reden lernen, desto mehr wächst
das gegenseitige Verständnis. Es ist ein langer und
mühsamer Weg, aber es gibt schon erkennbare Erfolge: An
vielen Orten haben sich die traditionellen St.
Patricks-Festivals zu gemeinschaftlichen Festen
weiterentwickelt, bei denen man weniger durch Märsche
und Musik auf der eigenen Identität beharrt, sondern
viel mehr auf die gegenseitige Wahrnehmung und Achtung
setzt.
Noch ist der
eine Konflikt nicht abgeschlossen bearbeitet, taucht
schon der nächste auf: Die zunehmende
Fremdenfeindlichkeit macht der Organisation Angst. Es
scheint fast so, als nähme „der Ausländer/die
Ausländerin“ die unliebsame Stelle des früheren
Katholiken/Protestanten ein…und müsste für
Unzufriedenheiten und die psychischen Folgen
wirtschaftlicher Verunsicherung büßen.
Für die Leute
vom Mediation Center in Belfast eine neue
Herausforderung, der sie sich stellen werden. |